Zenith, eine traditionsreiche Marke auf der Suche nach neuer Identität und geschärftem Markenprofil? Angesichts der Geschichte der traditionsreichen Manufaktur war es über die Jahre etwas ruhig geworden um die renommierte Marke aus der Uhrenstadt Le Locle. Hier gründete 1865 der damals 22-jährige Georges Favre-Jacot die Marke Zenith, und schuf als einer der ersten die Basis für die industrialisierte Herstellung von Uhren.
Er vergab die Fertigung von Teilen nicht mehr an die verschiedensten Zulieferer im Umfeld, sondern holte alle für die Herstellung notwendigen Fachleute in seine Manufaktur, um die Kontrolle über gleichbleibende Qualität und zeitliche Abläufe zu erlangen. Auch heute werden Zenith Uhren am gleichen Ort, jedoch in über die Jahre ständig erweiterten und modernisierten Gebäuden gefertigt.
Auch das Hauptgebäude mit seiner weiß getünchten Ziegelfassade (die Ziegel ließ George-Favre Jaquot übrigens speziell für dieses Gebäude anfertigen) das die Initialen seines Gründers trägt, wird auch heute noch vollumfänglich für die Produktion genutzt.
Im 151. Jahr ihres Bestehens nun also ein Besuch bei Uhrenmanufaktur Zenith. Einem der legendären Uhren-Unternehmen, die Geschichte schrieben. Und das nicht nur durch den spektakulären Stratosphärensprung von Felix Baumgartner im Oktober 2012, der bei seinem Sprung aus 41.419 m Höhe eine Geschwindigkeit von 1.357,6 km/h erreichte, und dabei eine Zenith El Primero trug.
Rund 43 Jahre vorher, im Januar 1969 hatte Zenith mit dem El Primero das erste 36.600 a/H schnell schwingende Chronographenwerk präsentiert, an dessen Entwicklung auch andere Hersteller intensiv gearbeitet hatten; nachdem Zenith dieses „Rennen“ gewonnen hatte, erhielt die Neuentwicklung damals auch folgerichtig den Namen „El Primero“– der Erste.
Ein ungehorsamer Mitarbeiter legte den Grundstein zum Erfolg des El Primero
Als die Uhrenhersteller während der 70er Jahre in die Quartz-Krise schlitterten, gab der damalige Eigentümer von Zenith (ein amerikanisches Unternehmen mit dem gleichen Firmennamen!) die Weisung alle Werkzeuge, die nicht zur Herstellung von Quartzuhren geeignet waren, zum Altmetallpreis zu verkaufen um etwas Geld in die angeschlagene Firmenkasse zu bringen. Ein „ungehorsamer“ Mitarbeiter schuf damals die Basis für den heutigen Erfolg, indem er, allen Weisungen zum Trotz, Pläne, Konstruktionszeichnungen und Werkzeuge der El Primero-Werke heimlich Stück für Stück beiseite schaffte, auf einem Dachboden im Werksgelände versteckte und den Zugang zumauerte.
In den 80er Jahren erinnerte sich der damalige Besitzer von Ebel an die Primero-Werke und fragte bei Zenith an, ob man nicht Werke für Ebel-Uhren produzieren wolle. In der Überzeugung, dass die dafür nötigen Werkzeuge vernichtet worden waren, beschied man diese Anfrage zunächst negativ; bis Charles Vermont die Chance erkannte und längerem Zögern eingestand, dass er diese nicht vernichtet, sondern gut versteckt hatte.
Mit diesen wiederentdeckten „Schätzen“ produzierte man schon Monate später nicht nur Werke für Ebel, sondern für andere, bekannte Uhrenmarken. So kam 1982 auch Rolex (die damals noch kein eigenes Chronographenwerk hatten) mit der Anfrage auf Zenith zu, ob man nicht das Werk für das Modell Daytona herstellen könne…– man konnte, und fertigte bis 2001 ein El-Primero-Derivat für Rolex tatsächlich bei Zenith.
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Seit 1999 gehört Zenith Watches – wie auch TAG Heuer und auch die von Jean-Claude Biver zum Erfolg gepushte Luxusmarke Hublot – zum Luxusgüter-Konzern der LVMH-Gruppe (Louis Vuitton Moet Hennessy, Aktienkurs). Synergieeffekte innerhalb der (Uhren-)Gruppe nutzend, produziert man bei Zenit heute Komponenten und Werke unter anderem auch für TAG Heuer.
Academy Christophe Colomb: feinste Haute-Horlogerie und Meilenstein
Die Exzellenz des uhrmacherischen Know-Hows von Zenith dokumentieren heute die Haute-Horlogerie-Modelle der Christophe Colomb (Modell Grand Voyage, € 330.000), deren jüngste limitierte Auflage von nur 5 Stück (Stückpreis ca. € 220.000) den Rolling Stones gewidmet wurde.
Konzentration auf das Wesentliche: Die aktuellen Zenith-Uhrenlinien
Neben der Erfolgslinie „El Primero“, dem sportlichen Chronographen, zählt die Uhrenlinie „Elite“ als klassische Uhr, von der auch Damenmodelle angeboten werden, zum aktuellen Sortiment. Für die “Elite”Linie wurde von Zenith 1994 ein besonders flaches Werk (das Elite 6150 mit automatischem Aufzug und 100 Stunden Gangreserve) entwickelt, um den eleganten Charakter der Modelle durch ein möglichst flaches Gehäuse zu betonen.
Mit der „Pilot“-Linie pflegt man das Vermächtnis der eigenen, legendären Geschichte und setzt mit Sondermodellen Akzente wie zuletzt auf der Baselworld 2016 Akzente im Heritage-Stil der Pilot Ton-Up. Und im „High-End-Bereich“ werden Uhren-Aficionados mit der bereits erwähnten Haute-Horlogerie-Linie „Academy“ bedient. Der Einstiegspreis für eine El Primero, die in Gehäusegrößen von 38, 42 und 45 mm angeboten wird, liegt aktuell bei € 6.900,-, bei der El Primero Open bei € 8.900,-
Optimierung der Wirtschaftlichkeit
Die bewegte Geschichte des Hauses hatte im Laufe der Jahre zu der beachtlichen Zahl von mehr als 30 eingesetzten Werken (wohlbemerkt in eigenen Modellen), geführt. Heute ist man bestrebt diese Zahl aus wirtschaftlichen Gründen auf 15 bis 20 zurückzufahren, ohne jedoch auf jeweils mögliche Derivate verzichten zu wollen.
So konzentriert sich die Manufaktur derzeit auf die Herstellung der Werke, Gehäuse, Zifferblätter, Zeiger und Uhrengläser werden von spezialisierten Lieferanten bezogen. Doch man investiert auch in die Zukunft: man unterhält eine eigene R&D (Research- & Development)-Abteilung, und fertigt mit eigenem Personal auch die Werkzeuge für die Herstellung der Uhrwerksteile.
Aus dem Schatten der eigenen Geschichte zurück in die Zukunft
Angesichts der Geschichte der Manufaktur war es über die Jahre etwas ruhig geworden um die renommierte Marke aus der Uhrenstadt Le Locle.
Mit publikumswirksamen Kooperationen wie den Sondermodellen anlässlich des Rolling-Stones-Konzertes in Kuba, dem Engagement beim spektakulären Oldtimer-Rennen „Tour Auto-Edition“, einer Kooperation mit der „British Historic Endurance Rallying Organisation“, dem Engagement als offizieller Zeitnehmer des Winter-Raid 2016 in St.Moritz und der jüngsten Kooperation mit Cohiba-Cigarren und der „Ennstal Classic“ versucht man die Marke wieder Stück für Stück in das Bewusstsein potenzieller Käufer zu bringen.
Jean-Claude Biver, umtriebiger Chef der Uhrensparte von LVMH, wird zusammen mit der Führungsmannschaft um CEO Aldo Magada sicher dafür sorgen, daß Zenith absehbar im Bekanntheitsgrad zulegt, mit geschärftem Profil wieder in das Bewusstsein potenzieller Käuferzielgruppen rückt und an erfolgreiche Zeiten anknüpft. Die ersten Grundsteine dafür sind jedenfalls gelegt.
Alle bisher auf NeueUhren.de vorgestellen Modelle von Zenith finden Sie unter diesem Link