Die Unternehmensgeschichte von Mühle Glashütte begann mit dem mutigen Entschluss Robert Mühles, der nach seiner Ausbildung beim Uhrenfabrikanten Moritz Großmann den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, und 1869 in Glashütte ein Unternehmen zur Herstellung von Präzisionsmessgeräten für die heimische Uhrenindustrie und die Uhrmacherschule gründete.
Eine Entscheidung mit Weitblick, denn bei der Fertigung ihrer Uhrwerke nutzten die aufstrebenden Glashütter Manufakturen
nicht mehr das Pariser Linienmaß, sondern das neu in die Uhrmacherei eingeführte, metrische System. Und die dafür erforderlichen Messgeräte und Instrumente wurden ab 1869 von “Rob. Mühle & Sohn” gebaut und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Reputation von Glashütte als Zentrum der deutschen Uhrenindustrie.
Die zweite Generation unter der Leitung von Paul, Max und Alfred Mühle erweiterte die Fertigung von Messinstrumenten auf ein neues Gebiet, und stattete in den Jahrzehnten nach 1920 berühmte Automobilmarken wie Horch, Maybach und DKW mit Autouhren, Geschwindigkeits- und Drehzahlmessern aus. So wurde auch das erste BMW-Motorrad damals mit einem Mühle-Tachometer ausgestattet, und im Audi-Museum findet man den ein oder anderen “Horch” mit einem Mühle-Tacho. Gleichzeitig wurden auch Räder und Triebe sowie Zähl- und Uhrwerke für technische und wissenschaftliche Zwecke bei Mühle in Glashütte gefertigt. Doch die Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg setzten dieser Erfolgsgeschichte ein abruptes Ende. Wie viele andere Glashütter Unternehmen, wurde der Familienbetrieb 1945 enteignet und demontiert, und an die Zeiss-Werke Jena angegliedert.
Der dritten Generation ist es zu verdanken, dass der Name “Mühle” weiter mit dem präzisen Messen in Verbindung blieb. Noch im Dezember 1945 gründete Hans Mühle ein neues Unternehmen, das sich später zum alleinigen Hersteller von Zeigerwerken für Druck- und Temperaturmessgeräte in Ostdeutschland entwickelte.
Die vierte Generation. Hans-Jürgen Mühle hatte Feinmechanik und Optik studiert war danach in einem Zulieferbetrieb der Firma seines Vaters tätig. So war er bestens mit dessen Arbeit vertraut und konnte sein Lebenswerk fortführen, bis die Familie ein zweites Mal enteignet wurde. Nun wurde das Unternehmen in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) eingegliedert. Als es zur Wiedervereinigung Deutschlands kam, war Hans-Jürgen Mühle Vertriebsleiter der GUB. Um dieses Unternehmen in das neue Wirtschaftssystem zu führen, wurden er und vier weitere Kollegen zu Geschäftsführern ernannt. Nach Abschluss dieser Aufgabe verließ er den Betrieb und gründete 1994 die “Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik” um sich ganz im Sinne seiner Vorfahren wieder dem präzisen Messen zu widmen. Das von der Familie in diesem Gebiet erworbene Wissen übertrug er auf die Fertigung von Marinechronometern und Armbanduhren, mit dieser Form von Messinstrumenten war er als Vertriebsleiter der GUB in Kontakt gekommen. Seither fertigt der Familienbetrieb Marinechronometer und Schiffsuhrenanlagen, zwei Jahre später wurde die erste mechanische Armbanduhr hergestellt.
Leidenschaft für das präzise Messen seit mehr als 140 Jahren.
Das in dieser Zeit angesammelte Wissen und die Werte, denen sich das Familienunternehmen auch heute verpflichtet fühlt, wurden seit jeher vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Heute steht in fünfter Generation Thilo Mühle am Steuer des Familienunternehmens (Bild links). Er hatte zunächst die Produktentwicklung für Armbanduhren übernommen, teilte sich später die Unternehmensführung mit seinem Vater, bevor er 2007 schließlich die alleinige Geschäftsführung übernahm. Auch heute fertigt das Unternehmen nach wie vor Nautische Instrumente, und einige der funktionalen Armbanduhren-Modelle (wie die M 29 Linie) tragen unverkennbare Stilelemente traditioneller, früher von Mühle gefertigter Messgeräte. Nautische Armbanduhren, Klassische Zeitmesser und Sportliche Instrumentenuhren sind die aktuellen Uhrenlinien, deren Modellvarianten kontinuierlich ausgebaut werden. Hohe Funktionalität, gute Ablesbarkeit und Zuverlässigkeit unter allen Bedingungen stehen bei allen Modellen im Vordergrund.
Als Basiswerke kamen bisher überwiegend SW 200/220/260/290 als auch ETA 2893 und ETA 2671 zum Einsatz, wobei die komplette Feinregulierung inkl. Unruhkloben von Mühle gefertigt wird, wie auch der Rotor, die verschiedenen Dekorationen und auch die aufwändige Regulierung. Bei den Uhrwerken MU 9408 und 9413 ist der Anteil der Eigenfertigung noch höher. Bei diesen Uhrwerken handelt es sich um von uns sehr stark modifizierte Chronographenwerke, die im Fall des MU 9413 einige Bauteile des Sellita SW 500 und bei dessen Vorgänger MU 9408 vom ETA 7750 nutzen.
Die verwendeten Basiswerke werden mit einem eigenen Unruhkloben ausgestattet, auf dem die von Mühle patentierte Spechthalsregulierung montiert wird. Dazu kommen die Glashütter Dreiviertelplatine mit entnehmbarer Ankerradbrücke, das Glashütter Gesperr und weiteren Anbauteile. Die Automatikbrücke und der effiziente Mühle-Rotor sind weitere Modifizierungen. Diese gehen teilweise so tief, dass die Basiswerkehersteller nach Einführung der Dreiviertelplatine im Jahr 2008 Mühle nahegelegt hatten, eine eigene Kaliberbezeichnung zu vergeben.
Das Handaufzugswerk MU 9411 von Nautische Instrumente Mühle-Glashütte ist eine Eigenkonstruktion, die das bisher erworbene konstruktive Wissen des Glashütter Uhrenbauers in sich vereint. Der überwiegende Teil der Bauteile, die für die Qualität und die Präzision des Werkes wichtig sind, wurde von Mühle konstruiert und wird im eigenen Haus bzw. extern speziell für Mühle-Glashütte gefertigt. Im Haus werden vor allem die 2003 entwickelte Feinregulierung inkl. Unruhkloben oder die Glashütter Dreiviertelplatine gefertigt, in der Kron- und Sperrrad offenliegend gelagert werden. Bauteile, die von Mühle konstruiert wurden und nun speziell für das Uhrwerk gefertigt werden, sind z.B. das Federhaus mit seiner 42-stündigen Gangreserve. Auch die Grundplatine des Uhrwerks MU 9411 wird speziell für Mühle-Glashütte gefertigt. Sie lehnt sich konstruktiv an die des SW 200 an, sodass einige Teile des Räderwerks sowie Unruh und Spirale des Sellita-Uhrwerks verbaut werden können. Die Weiterentwicklung dieses Kalibers kommt als MU 9412 kommt in der Teutonia III Handaufzug zum Einsatz. Sowohl selbst gefertigte als auch zugelieferte Bauteile werden streng auf ihre Qualität hin überprüft. Anschließend wird das Uhrwerk bei Mühle-Glashütte montiert, veredelt und in sechs Lagen reguliert.
Anlässlich des 145.jährigen Firmenjubiläums stellte Mühle Glashütte Anfang Juni 2014 in den drei Modellen der limitierten Jubiläums-Manufaktur-Sonderedition R.Mühle & Sohn mit dem RM 01 und RM 02 zwei neue Werke aus eigener Entwicklung vor hat damit auf dem Weg zur Manufaktur einen großen Schritt vollbracht.
Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik
Altenberger Straße 35 D-01768 Glashütte/Sa.Telefon: +49 35053 3203-0 Telefax: +49 35053 3203-136 E-Mail: info@muehle-glashuette.de Internet: www.muehle-glashuette.de